Zum Forschungsprojekt

Während des Kalten Krieges nahm Österreich als neutraler Staat eine geopolitische Sonderposition ein, da es keinem der beiden ideologischen Blöcke angehörte. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden daher in der Bundeshauptstadt Wien Institute gegründet, die den Austausch und die Zusammenarbeit von Expertinnen und Experten über die ideologischen Systemgrenzen von Kommunismus und Kapitalismus hinweg ermöglichen sollten.

Unter anderem fanden diese Interaktionen am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) und am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) statt. Die IIASA wurde im Jahr 1972 in Laxenburg bei Wien als spezielle internationale Forschungsorganisation von zwölf Ländern (darunter die beiden Supermächte USA und UdSSR) gegründet, um "eine gemeinsame Zukunft aufzubauen". Das IWM wurde von einem Personenkreis rund um den polnischen Philosophen Krzysztof Michalski im Jahr 1982 mit dem Ziel gegründet, die Ideen und Erfahrungen Osteuropas wieder in die westlichen akademischen Debatten einzubringen.

Zielsetzungen des Projekts
Das Forschungsprojekt untersucht, wie sich konkret Interaktionen an den beiden Forschungsinstituten, nicht zuletzt hinsichtlich des thematischen Austausches gegensätzlicher politischer und wirtschaftlicher Konzepte, gestaltet haben und welche Langzeitwirkungen diese für Politik und Wirtschaft in der letzten Phase des Kalten Krieges und für den Wandel ab 1989/1991 hatten. Implizit wird damit der Frage nachgegangen, ob die globale Entspannungspolitik in der Ära der Détente langfristige Auswirkungen auf die Erosion des Kalten Krieges und die danach folgenden Transformationsphase hatte. Dabei wird von der Hypothese ausgegangen, dass es im Zuge dieser Interaktionen Wissenstransfers in West-Ost-, sowie in Ost-West-Richtung gab.

Quellen und Methode
Als Quellenmaterial für die Analyse dienen internationale öffentliche und private Archive sowie Oral-History-Interviews mit einer Auswahl relevanter Expertinnen und Experten, die im Untersuchungszeitraum mit IIASA und/oder IWM verbunden waren und nach der Transformation in politische und/oder ökonomische Entscheidungsprozesse sowie in die Gestaltung öffentlicher Debatten eingebunden waren. Das Projekt soll die Interaktionen zwischen den Expertinnen und Experten sowie die Stärke und Richtungen dieser Verbindungen untersuchen. Um diese individuellen biographischen Forschungsergebnisse zu ordnen und zu analysieren, wird vor allem die Methode der historischen Netzwerkanalyse herangezogen.

 

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